Poesie

Das Wortwandeln

Es schreibt mich!

Ruhemächtig, wie erbarmungslos.

Manchmal flüstert es mich von rückwärts an, dann wieder malt es mich von innen mit Worten aus.

Es kritzelt als ein wohliger Weckruf aus Träumen oder schreit mir hinter meinen verschmutzten Fensterscheiben den Alltag entgegen.

Und manchmal wage ich es, dieses bleierne oder tintige Etwas zu bündeln und in die Untiefen der verworrenen Welt frei entfließen zu lassen.

Eine prickelnd, furchtsam-fröhliche Leidenschaft.

Ein Suchen.

Ich will aus vollem Herzen schlagen!

                                                                                                                                                       Und da es gemeinsam oftmals schöner ist, schreibe und wandle ich mit Trapez

 

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Pavor Nocturnus ?

 

Ich frage rückwärts durch den Schlaf,

suche die Türe im Schatten.

Suche die Schlösser auf der Rückseite meines Herzens.

In diesem zeitlosen Rahmen selbst eingeschrieben,

koste ich alle möglichen Keiten aus dicker Luft.

Ich reibe Tinte aus Staub,

küsse Kalk von den Wänden.

Tanze mich immer dunkler nach innen,

wo die Knochen zu nichtigem Sternengeriesel zerfallen.

Denn die Saiten des nach sehnen süchtigen Körpers,

den ich so oft besitzen und in rostigen Rahmen bezwingen will,

heulen mir achtsam und achtungsvoll zu:

-Wenn du dich dreimal selbst gesehen hast, bist du bereit-

 

 

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Staubkorn

Als ein Staubkorn dieser Welt versuche ich schwarz-weiß aus dem Schatten zu treten, dem ich den größeren Schein verdanke, der mich sichtbar unsichtbar hält.

Ich schüttle all meinen Ängsten die Hand und gebe mir für den Moment einen Sinn, indem ich Sinnloses tue.

Und da es mir nicht möglich ist mich zu zerreißen, um mir selbst in die Augen zu sehen,

blicke ich nebel-gleich in diverse Ecken des Daseins,

stoße mich bewusst an Kanten,

nehme die Zeit als Reiseführerin hin und hoffe, dass mir das Leben in seiner Ehrlichkeit irgendwo mein Inneres widerspiegelt.

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Küchenjodler

 Salzklänge

Echot es

Im Klappernden Küchengebirge

Pfeift erträumte Freiheit Selbstbetrug?

Fensterschall

 

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Heldenspiel

 

Spiel mit mir mein Heldenspiel!

Bau mit mir ein Schwert aus Stimmen!

Ich verlier mich so gern in scharfkantigen Tiefen.

Ich stecke fest in der Kluft vor dem Sprung.

Spiel mit mir mein Heldenspiel!

Bau mit mir ein Schwert aus Stimmen!

Stumpfere Höhen wag ich nicht zu spüren.

Lass frei die Geister!

Färb mir mein Melodienblut!

 

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Auszug aus "Sonnengefährten"

Meine Augen öffneten sich als mich die Strahlen der Sonne am Rücken kitzelten. Ich fühlte mich schwer und leicht zugleich. Ich streckte mich und bemerkte, dass ich länger war als erwartet. Auf meinem Hinterteil war etwas neues Bewegliches, das angewachsen und voller Gefühl schien. Die Erde war wohlig warm und nahe. Der Rest der Welt war riesengroß. Ich erblickte meine eigenen kleinen Pranken und als ich mein Köpfchen nach hinten drehte, bewegte sich ebenso mein grünlicher Schwanz. Ach du heilige Scheiße! Ich war eine Smaragdeidechse. 

Ok, mal durchatmen – ich musste träumen. Ich musste mich nur ordentlich schütteln, um richtig wach zu werden. Ich merkte, wie bei dem Versuch von der Stelle zu kommen, meine weiche Schuppenhaut über die warme Erdkruste kroch. Mit jedem weiteren Sonnenstrahl, der meine Hornhaut berührte, fühlte ich mich lebendiger und beweglicher. Ich verspürte den Drang mit meinen fünf kleinen Fingerchen und fünf kleinen Zehen weiter voran zu krabbeln. Vielleicht war es gar nicht so schlecht noch ein wenig weiter zu träumen. So etwas träumt man jedenfalls nicht jeden Tag. Während ich meinen neuen Schuppenschwanz und meinen langen Rücken mit meinen suchenden Augen voran zog, flutschte mir die Zunge aus dem Mund und ich konnte dabei meine kleinen spitzen Drachenzähnchen wahrnehmen. „Cool! Jetzt fehlen mir nur noch Flügel und ich bin nicht mehr aufzuhalten“, dachte ich. Während meine rasche Zunge über das Maul schleckte, bemerkte ich ein eigenartiges Gefühl. Es war als würde ich die Sommerluft auf meiner Zunge schmecken. Sie schmeckte süß und pikant zugleich. Es war schwierig zu beschreiben. Eigentlich schmeckte sie so, wie etwas aus meiner Erinnerung roch. Ein Mittelding aus Blumenwiese und proteinreichem, deftigem Frühstücksschinken. Zumindest würde ich es heute so in Worte fassen. Roch ich etwa mit meiner Zunge? Bevor ich zu Ende denken konnte war meine Zunge nach vorne geschnalzt und ich hatte das fleischige Frühstück in mich aufgenommen. Ich zerbiss und zerdrückte zufrieden die teils weiche, teils knusprige Konsistenz mit all ihrer Würze auf meinem Gaumen und schluckte sie hastig hinunter. Bist du wahnsinnig, ich hatte Hunger! Erst nachdem mich meine tierischen Instinkte überwältigt und sich anschließend wieder beruhigt hatten, realisierte mein Gehirn was gerade passiert war. „Ich glaube ich habe gerade meine erste Heuschrecke gegessen“, dachte ich. Schon wieder schnappte meine Zunge nach etwas, bevor mein rationaler Menschenverstand eingreifen konnte. Und diesmal musste auch mein Gebiss etwas nachhelfen. Ich pflückte etwas Saftiges von einem Stängel und wusste nicht, ob sich diesmal die Echse oder der Mensch in mir mehr über den vertrauten Geschmack freute. Da war wohl auch etwas Fruchtiges in den Magen des Raubtiers gerutscht. Ich war über eine einsame Walderdbeere im Gras hergefallen, die mir unsagbar groß und süß vorkam. Obwohl ich immer noch etwas alarmiert über dieses andere Körpergefühl war, akzeptierte ich nach und nach, dass mein Körper stets vor meinem Gehirn handelte. Vielleicht genoss ich es sogar ein wenig, mich von den Reaktionen des Echsenkörpers führen zu lassen und mich mit meinen verkopften Denkmustern zurückzulehnen. Gerade als mein Traum gemütlich wurde, als ich die runden Äuglein mit den Lidern bedeckte, um mich in der Sonne auszuruhen, riss mich ein Adrenalinkick in die Höhe. Ich kroch mit weit aufgerissenen Pupillen unter den nächsten Busch, von dort weiter über einen Stein und direkt in eine schützende Felsritze. Meine Haut prickelte am ganzen Körper. Mein Kopf war gesenkt und fest in die Felsspalte gedrückt. So schnell war der Traum zum Albtraum geworden. Irgendetwas hatte nach mir geschnappt. Ich konnte den bedrohlichen Windhauch über meinen Schuppen spüren. Und ich sah einen gierigen Schatten, der mich von der nötigen Sonnenwärme trennte. Mein kleines Herz klopfte vor Angst. Ohne genau zu verstehen, warum mein gemütliches Frühstück so plötzlich von unangenehmen Gefühlen unterbrochen wurde, beschloss ich, dass es jetzt Zeit war aufzuwachen. Ich streckte mich noch einmal und kniff meine Augen zusammen, um mich endlich in meinem Bett wiederzufinden. Als ich die Augen öffnete, fasste ein großer Schnabel nach meinem Kopf, den ich sofort wieder einzog. Der Schnabel schlug gegen den Felsen. Es hämmerte unschön in meinem zarten Trommelfell. „Was machst du da? Willst du uns beide umbringen?“, hörte ich es neben mir. Ich drehte mich zur Seite und blickte in zwei große Augen, die mich prüfend ansahen. „Ich wollte doch nur aufwachen“, stammelte ich vor mich hin. Soweit man das stammeln nennen konnte. Neben mir in der Felsritze saß eine andere Echse, etwa von meiner Größe. Und was noch unbegreiflicher – war sie redete mit mir. Bis heute weiß ich nicht auf welche Art dieses Gespräch stattgefunden hatte. Ob es Telepathie war oder Körpersprache, die ich mit meiner menschlichen Seele in Worte übersetzte, aber das ist nicht wichtig. „Es ist schon längst nicht mehr Schlafenszeit. Zieh´ den Kopf ein und beweg´ dich nicht, dann fliegt er weiter.“ „Wer? Was?“, stammelte ich erneut. „Na der Vogel! Oder willst du gefressen werden? Ich habe nichts mehr, was ich abwerfen kann. Also muss ich mich verstecken und auf das beste hoffen. Mach´ mir das ja nicht kaputt!“ Ich betrachtete die andere Eidechse, die da neben mir kauerte, mit Staunen. Sie faszinierte mich so sehr, dass sie mich von meiner Todesangst ablenkte. Was meinte sie mit „Abwerfen“? Als sich der Schatten über uns langsam verzog und wieder Licht in die Felshöhle strahlte, sah ich das schwarz gepunktete ornamentartige Muster auf dem Rücken des Reptils. Das schöne Grün auf seiner Haut floss über in ein strahlendes Blau auf seinem Hals. „Ein Männchen“, dachte ich. Und ebenfalls eine Smaragdeidechse. „Na endlich“, sagte mein neuer Bekannter seufzend, als der frustrierte Vogel das Weite gesucht hatte. Mein Echsenkumpel war im Begriff aus der Felsspalte zu kriechen. Dabei fiel mein Blick auf sein Hinterteil, wo sich normalerweise der stolze Echsenschwanz befand. An dieser Stelle aber war nur noch ein Stummelchen. Jetzt begriff ich was er vorhin gemeint hatte. Ich wusste, dass Eidechsen ihren Schwanz bei Gefahr abwerfen können. Ich wusste auch, dass dieser auf wundersame Weise wieder nachwachsen kann. Allerdings nur ein Mal. Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, hielt er inne. „Alles ok?“ „Äh ja“, sagte ich. „Gut! Bis dann!“, erwiderte er trocken und fügte noch hinzu: „Und nächstes Mal such´ dir eine andere Felsspalte. Das ist nämlich meine!“ Allmählich dämmerte mir, dass mein Traum entweder ziemlich realistisch, oder vielleicht doch gar kein Traum war. Ich erinnerte mich an alles, was ich über Eidechsen gelesen hatte, auch daran, dass sie Einzelgänger waren. Ich aber war mit all meinen Verschrobenheiten ein Mensch im Echsenmantel. Trotz meiner beizeiten eremitischen Lebensweise, fühlte ich mich in dieser neuen Welt einsam. Ich blickte dem Echsenkerl nach, als er sich aus dem Staub machte und spürte den Drang ihm zu folgen. Also kroch ich ihm hinterher bevor er verschwinden konnte und rief: „Warte! Bitte warte doch!“ Zu meiner Verwunderung blieb er stehen und blickte genervt zurück. „Was willst du denn?“ „Wie heißt du?“ Er starrte mich verwirrt an. „Wie ist dein Name?“ Er schien nicht zu verstehen was ich meine. „Ich hab´ jetzt keine Zeit zum Plaudern. Ehrlich gesagt hab´ ich nie Zeit zum Plaudern. Also schleich dich bitte. Ja?“ Er begann weiterzugehen. In meiner Angst er könne mich abhängen, wiederholte ich die einzige blöde Frage, die mir als Smalltalk eingefallen war. „Hast du denn keinen Namen?“ „Was willst du von mir?“ Er blieb ruckartig stehen und blickte mich böse an. Das kleine Stummelchen seines verletzten Schwänzchens zuckte wütend, als würde er mich damit bedrohen wollen. „Ich. Ähm. Entschuldige! Ich wollte dich nicht stören. Ich wollte mich nur bedanken für vorhin. Der Vogel hätte mich gefressen, wenn du nichts gesagt hättest. Oder zumindest meinen Schwanz.“ Ich lächelte unsicher, sofern das mein Echsenmaul zustande brachte. Der strenge Blick meines Kumpanen lockerte sich ein bisschen. Ich gestand mir ein, dass es nichts half um den heißen Brei herumzureden. So berauschend dieses Erlebnis in der Welt der Echsen schien, ich war verloren ohne einen Gefährten. Und so sprudelte es aus mir heraus: „Ich kann das alles nicht allein! Ich bin eigentliche keine Echse. Ich kenne mich überhaupt nicht aus in diesem Körper. Und ich weiß nicht wie man sich versteckt, um zurecht zu kommen. Kann ich ein Stück mit dir gehen? Bitte!“ Mein smaragdgrüner Genosse schwieg einen Augenblick. „Redest du immer so viel?“ „Nur, wenn ich Angst habe“, erwiderte ich. „Spar dir deine Angst für die Katzen auf. Die sind viel geschickter als Vögel. Solange alles gut ist, genieß´ die Hitze und entspann´ dich.“ „Heißt das du lässt mich mit dir kommen?“ „Wenn du mir meine Käfer nicht wegisst.“ „Bestimmt nicht, ich hatte heute schon….“ „Und wenn du etwas weniger faselst. Wenn ich bitten darf.“ …

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Die Straße zieht mich

 

Die Straße zieht mich.

Durch Zeitlöcher, Züge, Räder über Asphalt.

Die Straße zieht mich und ich ziehe mit.

Hinweg über Kinderaugen, Bretterwelten und wandelnde Töne.

Ständig in Bewegung, ständig auf der Jagd nach mehr Zeitlöchern.

Mal liebe ich diese Rastlosigkeit, mal hasse ich sie.

Unruhe und Abenteuer raufen um die Wette.

Wo ist die Grenze zwischen Leidenschaft und Angst?

Ich winke meiner Silhouette im Vorbeigehen.

Ich trage meinen Anker mit Stolz umher, aber kann ihn nirgendwo sinken lassen.

Die Straße zieht mich umher.

Ein Fliehen durch die Jahreszeiten. Ein Halten vom Früher und ein Flüchten vor Späterem. Ein Wanken durch Krisen und Hoch-Zeiten.

Wirft es mich kreuz oder wirft es mich quer?

Ich zerstreue mich über Orte, Länder, Menschen.

Bleiben Brösel von mir, dort wo ich war?

Kleine Wege, große Wege, die ich trete, die ich in mir zeichne.

Von einem grauen Haar zu einem Haufen. Graue, spröde, glänzende Haare.

Manchmal mag ich sie, dann wieder nicht. Das ist wie mit den Fältchen unter den Augen und den Schatten.

Im Zug ist es meistens eng, im Auto scheinbar freier, bis ich es im Schnee an der Leitplanke ausgebremst habe.

Die Straße zieht mich. Die Straße ruft mich in dumpfen Tönen. Manchmal auch schrill wie der verlässliche Wecker, dem ich stets misstraue.

Seit kurzem tanzt es mich so richtig. Aber kurz ist relativ. Kurzes verändert sich im Laufe der Jahre. Die Ruhe in der Bewegung will mich finden, aber die Straße zieht mich.

Es rauscht ständig etwas vorbei. Ein Echo des Vorbei´s. Meine kleine müde Stimme ist zurückgeblieben. Sie ist noch nicht so schnell. Das muss sie noch üben. Sie eilt nach.

Wie kann er liegen und nichts tun? Wie kann er das? „Zeig es mir!“, faucht der Neid. „Ich hab´s verlernt glaub ich“.

Ich glaube so viel. Klaube Glaubenssätze auf wie Münzen auf der Straße. Und vieles will ich oder kann ich trotzdem nicht glauben.

Keine Zeit zum Bücken um es aufzuklauben. Glaub ich.

Ich will nicht. „Ich will nicht!“, ein so häufiger Gedanke. Aber ich will auch so viel und ich will ihn transformieren, den Gedanken.

Wir lernen hier zu sein, da zu sein. Immer wieder neu. Immer wieder wo anders. Wie damals im Spiel. Überall dazwischen, zwischen hier und da, dem dritten Kaffee und dem Youtubevideo in der Jackentasche, bin ich nicht da. Wo bin ich jetzt?

Atmen! Atmen ist da sein. Das hilft. Das soll einfach sein.

Die Straße zieht mich. Meine Wirbel knacken jeden Tag. Ich liebe es! Ich wünschte sie würden mehr als einmal knacken.

Sie zieht mich durch Menschenhände, zieht mit mir auf die nächsten Ziele zu.

Und dann….

Vorbei, zieht sie mich nach Hause. Wo ist zu Hause? Dort ruft sie. Schon wieder. Sie schreit! Sie schreit nachts zum Fenster herein. Sie schreit aus Ämtern und Strukturen und Horrorfilmen. Sie schreit von Scham und Schuldgefühlen. Und manchmal, wenn ich mutig genug bin zuzuhören, macht sie ein Lied daraus. Ein Lied über Unsicherheiten und Gewissensbisse und „pseudopolitischen-Ich will die Welt retten- Gemeinschaftsschmerz“. Und wenn sie nicht singen kann, wird ein Text daraus. Sie zieht mich durch vorher und nachher, durch falsche Leere, durch Zeichen und Zufälle.

Sie zieht mich durch Wiederholungen und den Gedanken, ob Zeit doch nicht linear ist?

Zieht sie mich kreuz oder zieht sie mich quer?

Mir fehlt die Bodenhaftung im Durchrauschen der blauen Pirouetten. Oder ist es nur die Standhaftigkeit?

Manchmal tut es gut zu taumeln und aufzuschlagen. Der Boden zieht mich. Ich selbst soll von Standhaftigkeit lehren und vom Jetzt. „Lasst euch vom Boden halten.“

Die Straße hält mich. Sie hält mich nicht. Sie hält mich, sie hält mich nicht. Blumen im Asphalt singen von dem alten Spielchen.

Ich spiele. Ich spiele gerne. Ich spiele meinen Alltag. Alle Tage wieder spiele ich mich, spiele ich auf und mit der Straße.

Die Straße zieht uns. Wir drängen, stoßen, schmiegen uns aneinander vorbei. Alle wollen wir irgendwo ankommen. Aber wo ist es, das Ankommen? (Dass wir ankommen?) So wirklich ankommen?

Das nächste Stück gespielt. Die nächste Welt aufgebaut, durchwandert und hinter mir gelassen. Gesammelt auf Bildern in viereckigen Kästchen und im Netz verstrahlt.

Ich bin abgespielt. Abgefahren. Wie ein Zug, ein Bus. Wäre ich schnell genug zu Fuß, würde ich nur mehr laufen? Oder das Gleichgewicht verlieren?

Der Boden trägt uns. Wir tragen unseren Tanzboden und unsere Wanderbühne.

Die Straße zieht uns. Wir lieben uns und hassen uns. Uns selbst wie uns gegenseitig. Warum lieben wir es nicht, dass wir unterschiedlicher Meinung sind? Wir wollen doch langsam wachsen. Langsam in einer brachialen Zärtlichkeit.

Das Bett wartet. Der Anker wächst. Ich habe Glück, ich lebe von Liebe und Freude.

Die meiste Zeit.

An Frieden und Freiheit arbeite ich noch. In mir und um mich.

Wo ist es einfacher zu beginnen?

Die Straße zieht mich.

Ich ziehe mit.

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Bieretikett - Dezember 2018

Fragliche Stille legt sich in meinem Unterleib.

Erschöpfte Zufriedenheit und stiller Stolz lassen mich Frieden ausatmen.

Ich könnte ewig liegen in liebevoller Ge(L)Ei(d)t(g)enschaft,

wenn ich es wage mir endgültig zu vertrauen.

 

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Epilog für „Else“ – frei nach Arthur Schnitzler

Eine Produktion von LADYGLICH

 

Ich wage zu glauben, ich sei eine Scherbe, die sich selbst ins Meer geworfen hat, um sich frei in der Weite aufzugeben. Ja, willig aufzugehen im Schaum der Zeit und der salzig-blauen Dunkelheit,

um die Schärfe der Bruchstücke zu glätten und ihre eigene vollendete Form zu finden als glanzvoller Teil des Sandes.

Wo bist du mein Spiegelbild? So nah waren wir uns. Ich hab dich gar nicht mehr erkannt. Ich hab ja durch dich durch gesehen, so zerbrochen wie du warst.

Courrage, Courrage!

An wen geht der Gruß in die Nacht hinaus? An mich selber.

An Sie mein schönes Fräulein im Spiegel.

Alle Spiegelscherben werde ich beweinen und neu zusammenlegen.

Ich steh auf, ich geh…

nicht weg, nur weiter.